"Time On My Hands" heißt seine jüngste Platte. Natürlich reizt es auch mich (wie viele andere Journalisten) auf diesem Titel herumzureiten. So könnte ich mich über die "zeitlose Schönheit" seines neuen Werks auslassen. Oder ich könnte behaupten "Sco" hätte sich mit der LP "Zeit gelassen", doch "das Warten hat sich gelohnt". Oder wie wäre es mit "In Scofields Händen wird Zeit zu einem Abenteuer". Sollte ich vielleicht zur Promotion-Abteilung einer größeren Plattenfirma wechseln? Seriöser ausgedrückt: Ich kenne wenige Musiker die in puncto Vielseitigkeit und Kreativität derart beeindrucken wie John Scofield. Wie nur wenigen Gitarristen ist es ihm gelungen einen eigenen Stil irgendwo zwischen Jazz und Rock zu finden ohne dabei in die Fusion-Falle zu tappen. Sein originelles musikalisches Konzept (Übrigens auch Gegenstand einer in diesem Heft beginnenden Workshop-Trilogie) zeugt von großer künstlerischer Reife. Als Sideman, Komponist, Bandleader und Solist inspiriert John Scofield durch die Intensität mit der er sich in den verschiedensten Situationen auszudrücken versteht. Als Person steht er als ein Beispiel für Bescheidenheit und Menschlichkeit. Wie bei vielen Musikern mit Seele gilt auch für ihn der Psalm: Am Anfang war der Blues...
Als ich Anfing Gitarre zu spielen war ich viel von Blues und davon abgeleiteten Musikstilen wie Rock'n Roll usw. umgeben. Albert King, B.B. King, Freddie King (die sogenannten "heiligen" drei Könige, auf die Scofield auch auf "Electric Outlet" scherzhaft mit seiner Komposition "King for a day" anspielt) gehörten damals genauso zu meinen Vorbildern wie Otis Rush, Buddy Guy, Earl Hooker, Guitar Slim, Elmor Gaynes oder Eric Clapton und Jimie Hendrix. Ich war jedoch nie ein richtiger Rockgitarrist, denn etwa zur gleichen Zeit fand ich auch zum Jazz. Den Bluesgitarristen gilt bis heute meine große Liebe. Außerdem sind Blues und Jazz ja auch direkt miteinander verwandt. Wenn man eine Jack McDuff Hammond-Orgel-Jazz-Platte nähme, würde es B.B. King keine Schwierigkeiten bereiten dazu mitzuspielen. Ich wollte jedoch nie ein richtiger Bluesgitarrist werden, das war nur ein Teil meiner Entwicklung.
Auf der Suche nach
dem eigenen
Sound
Als Jazzmusiker lebt man leicht sehr
abgeschieden. In meinen Anfangsjahren waren alle Musiker mit denen ich
verkehrte Jazzmusiker. Selbst als mit Billy Cobham und George Duke
"Bigtime-Fusion"
gespielt habe kannte ich nur sehr wenige "Fusion"-Musiker mit denen ich
hätte spielen können obwohl ich das schon damals wollte. Die
Leute mit denen ich damals spielte, Adam Nussbaum und Steve Swallow
usw.
kamen jedoch alle irgendwie aus einer anderen Ecke. Miles hat mich dann
gewissermaßen wieder auf die Backbeat-Fährte gebracht. Ich
habe
zwar schon vor Miles mit Cobham und Duke solche Musik gespielt aber
damals
habe ich die Idee nicht weiterverfolgt. Mit dem Aufkommen von
Synthesizern
und Schlagzeugern wie Omar Hakim und Steve Jordan, die auch in einem
Funkbeat
swingen können, hat sich das dann geändert. Heute sehe ich da
noch ein sehr großes unbestelltes Feld und tausend
Möglichkeiten
die noch nicht probiert worden sind. Ich liebe es zwar nach wie vor mit
Bebop Musikern zu spielen, doch oft tendiert der Gruppensound etwas zur
Eintönigkeit. Klangmäßig möchte ich mich mit
meiner
Band expandieren. Mit Synthesizern und elektrischen Instrumenten zu
spielen
erscheint mir dabei als eine willkommene Möglichkeit. Das
fängt
schon bei den Kompositionen an. Ich glaube, daß sich mir als
Komponist
und meinem Bestreben einen Gruppensound zu kreieren durch die
elektrische
Komponente mehr Möglichkeiten eröffnen. Deshalb halte ich
mich
in meiner eigenen Band von Swingnummern fern. Ornette Coleman's Band
hatte
einen Sound, John Coltrane's Band und Miles' Band hatte einen Sound,
dadurch
heben sich diese Gruppen von allen anderen ab. Für mich als
elektrischen
Gitarristen ist es daher irgendwie logisch statt nur rein akustisch
auch
mit elektrischen Instrumenten zu spielen um meinen eigenen Sound zu
finden.
Mein Duo mit Steve Swallow hat einen eigenen Sound. Dasselbe
möchte
ich mit meiner Band erreichen.
Das Dave Liebman
Quintet
Ich mochte diese Band sehr gerne. Leider
mußten wir aufhören weil wir nicht genug Jobs hatten. So
geht
es leider zu oft. Jetzt spielt Dave mit Quest, einer ausgezeichneten
Band.
Dave Liebman und Richie Beirach sind ein weiteres gutes Beispiel
für
eine Musikerverbindung die zusammen einen eigenen Sound haben, so wie
Swallow
und ich, Shorter und Zawinul. Das Quintet wird zwar wahrscheinlich nie
wieder in dieser Form auftreten doch ich hoffe, daß wir bei
Gelegenheit
wieder einmal miteinander spielen werden.
Steve Swallow und
Adam Nussbaum
In den letzten Jahren habe ich mich viel
mit der elektrischen Seite der Musik beschäftigt. Was die
Rhythmusgruppe
betrifft, geht es da mehr in Richtung Rock'n Roll. Dafür brauchte
ich einen anderen Schlagzeuger. Adam Nussbaum ist ein großartiger
Schlagzeuger, sein Stil geht jedoch in eine andere Richtung. Mein Duo
mit
Steve Swallow verzichtet dagegen bewußt auf Schlagzeug, denn
dadurch
können wir noch besser aufeinander eingehen. Ich glaube, daß
uns dies auch mehr Intimität verleiht. Das Trio mit Swallow und
Nussbaum
existiert also als solches nicht mehr, was jedoch nicht heißen
will,
daß es das nicht vielleicht irgendwann wieder tun wird. Es war
eine
gute Band.
Fusion
Ich bin wie gesagt beinahe genauso viel
mit Rock'n Roll wie mit Jazz aufgewachsen und ich glaube, daß es
möglich ist beide Stile auf eine Weise zu kombinieren die noch
nicht
probiert worden ist. Fusion Musik ist zwar offiziell schon in den 70er
Jahren gelaufen, ich bin jedoch der Meinung, daß sie noch nicht
richtig
fusioniert hat. Weather Report und Miles sind in meinen Ohren die
beiden
einzigen Gruppen die wirklich einen eigenen Sound entwickelt haben. Es
geht auch darum die rhythmische Feinheit und den "Swing", ich
möchte
beinahe sagen, die rhythmische Mystik des Jazz einzubringen ohne dabei
steif zu klingen. Vieles von der Fusion Musik die man zu hören
kriegt
ist jedoch lediglich "Muzak", kommerzieller Müll. Es geht jedoch
auch
anders und das möchte ich versuchen.
RAP und Hip-Hop
Ich finde Rap-Musik großartig.
Was da vor ein paar Jahren als Rap und "Hip Hop" in New York angefangen
hat klang in meinen Ohren jedoch nicht vollkommen neu. Für mich
sind
dies einfach knochenhart gespielte Funk-Rhythmen. Diese Musik hat sich
jedoch sehr verdient gemacht indem sie die Betonung auf den Rhythmus
zurückgelenkt
hat. Ich finde das fantastisch. Am Anfang waren das Leute die in New
York
auf der Straße leben, die sich da Drumcomputer und
Schallplattenspieler
geschnappt und gelernt haben damit Musik zu machen. Das hat die Dinge
wieder
einmal auf die Ursprünge zurückgeführt - Rhythmus.
Zwischen
Rap und den Rhythmen auf Platten wie "Electric Outlet" besteht eine
klare
Verbindung. Als ich an "Electric Outlet" arbeitete war ich auch von
Drumcomputern
fasziniert, wie sie ja heutzutageberall zu hören sind. Inzwischen
benutze ich sie jedoch nur noch um Demos meiner Kompositionen
anzufertigen.
Ich besitze ein kleines Mehrspurgerät auf dem ich eine
Schlagzeugspur,
Bass und verschiedene Gitarrenspuren aufnehmen kann. Echtes Schlagzeug
gefällt mir allerdings hundertmal besser. Lebende Musiker geben
der
Musik das gewisse Etwas. Drumcomputer sehe ich mehr als
Kompositions-Werkzeug.
Miles Davis
Miles war schon immer ein großes
Idol für mich. Gitarre ist eines seiner Lieblings-instrumente. Er
liebt die Rock'n Roll Gitarre....... Ich glaube jeder der mit Miles
spielt
sieht wie es ihm gelingt seine Musiker zu Höchstleistungen
anzuspornen.
Jedes Mittel ist ihm dabei recht. Er ist da ein wenig seltsam. Entweder
baut er dich voll auf oder er macht dich total runter. Privat oder
selbst
in der Presse hat er mich ein paar mal fertig gemacht. Manchmal sagt er
auch verrückte Sachen wie: "Du erinnerst mich an Charlie Parker".
Absolut lächerlich ! Oder er sagt: "Du kannst nichts". Er ist ein
echter Fanatiker. Ich glaube er sagt diese Dinge zu seinen Musikern
damit
sie sich nicht auf die faule Haut legen und stets ihr Bestes geben.
Dementsprechend
gibt und nimmt er seinen Musikern ihr Selbstvertrauen. Für meinen
Geschmack geht er dabei ehrlich gesagt etwas zu fanatisch vor. Es
gelingt
ihm jedoch die Band dazu zu bringen ihr Bestes zu geben...... Miles ist
groß im vereinfachen, die Leute nehmen jedoch alles was er von
sich
gibt ernst wie die Bibel. Er sagt jedoch oft nur was ihm gerade so in
den
Sinn kommt, manchmal ist das brilliant ein anderes mal nicht. Ein
anderes
mal sagte er zu mir "Ich will, daß du jedesmal wenn wir spielen,
weißen Rock'n Roll spielst". Damals hatte ich keine Ahnung, was
er
damit meinte und habe es ihm beinahe ein wenig übel genommen. Als
wir dann später auf Tour gingen hatte sich kaum etwas an meiner
Spielweise
geändert und er sagte nichts mehr. Ich glaube jedoch, daß
Miles
wie ich finde zurecht besorgt ist, daß heutzutage viele Musiker
seine
Band von vor zwanzig Jahren imitieren. Er möchte aus diesem Grund
nicht mit Leuten spielen die wie seine Band von damals klingen. Er
muß
sich daher immer wieder in neue Situationen begeben. Manchen
Journalisten
und Jazzkritikern fällt es schwer das nachzuvollziehen.
Bemerkenswert
finde ich auch, wie Miles jeden Musiker in seinem individuellen Stil
spielen
läßt und dann aus dieser Gruppe von Individualisten einen
Gruppenklang
formt. Er findet heraus wie du spielst und baut die Musik um dich
herum.
Das bringt das beste aus Dir heraus. Auch bei der Auswahl seines
Materials
hat er ganz genau die einzelnen Musiker als Persönlichkeiten im
Sinn.
Er komponiert zwar nicht viel im eigentlichen Sinne, bei der Leitung
seiner
Band geht er jedoch wie ein Komponist vor der für einen speziellen
Solisten komponiert. Er weiß auch wann er Dich an der
langen Leine lassen kann und wann es Zeit ist eine Sache
abzubrechen.
Manchmal hatte ich zwar das Gefühl er bräche die Musik ab als
sie gerade anfing in meinen Ohren interessant zu werden, doch er tut
dies
um Clichees zu vermeiden und irgendwie anders zu sein. So erhält
er
das Jazzelement seiner Musik lebendig. Dabei läßt er seinen
Musikern immer noch genug Raum um sich frei zu spielen und gemeinsam
Gipfel
zu stürmen. Er ist ein großartiger musikalischer Leiter.
Außerdem
bewundere ich sein klares Konzept. Beinahe wie ein Maler hat er eine
sehr
klare Vorstellung davon wie die Musik klingen soll. Er weiß genau
welche Klangfarben er will und welche Stimmungen er erzeugen will, wie
er seine Sets aufbaut, wie die Stücke ineinander
übergehen....
darin ist er schon immer hervorragend gewesen. Er hat dem Jazz eine Art
von Feinheit gegeben, wie sie vorher nicht existiert hat. Miles ist
natürlich
auch ein guter Geschäftsmann. In letzter Zeit liegt ihm sehr viel
daran ein großer Popstar zu werden. Ich dachte mir immer, wozu
braucht
er das, denn alle Welt liebt ihn so wie er ist. "Your Under Arrest" und
alles was er danach eingespielt hat gehört nicht zu meinen
Lieblingsplatten.
Ich kann zwar aufrichtig behaupten, daß mir die Art wie er
Popstücke
interpretiert gut gefällt doch andererseits sagen mir Platten wie
"Decoy" doch wesentlich mehr zu.
Auf eigenen Beinen
Bei Miles auszusteigen ist mir schwer
gefallen, denn ich habe es genossen mit ihm zu spielen. Ich stand
jedoch
vor der Entscheidung weiter mit ihm zu spielen und meine eigenen
Projekte
aufzugeben oder aufzuhören. Miles und meine eigene Band
ließen
sich zeitlich einfach nicht vereinbaren. Nach fast drei Jahren hielt
ich
jedoch die Zeit für gekommen mich wieder auf eigene Pfade zu
begeben.
Ich wollte mein eigener Bandleader sein und die eigenen Ideen mit einem
festen, entwicklungsfähigen Quartet verwirklichen. Der
Bekanntheitsgrad
den ich durch die Zusammenarbeit mit Miles erreicht hatte war dabei
eine
willkommene Starthilfe.
The John Scofield
Group
Was ich mit dem Quartet tue würde
ich mangels eines besseren Wortes mit "Meine Version von Jazz-Rock"
umschreiben.
Vieles was unter dem Etikett "Fusion" und "Muzak" (in Amerika
gebräuchliche
Umschreibung für "Fahrstuhl- Jazzrock"- Anm. des Int.) läuft
gefällt mir überhaupt nicht. Meine Zusammenarbeit mit Miles
hat
mich jedoch in dem Wunsch bekräftigt mit Rock-Rhythmen zu arbeiten
(und meine eigene Stimme zu finden. )
Kunst und Kommerz
Ich gehöre nicht zu den Leuten die
Pop-Musik deshalb verurteilen weil sie populär ist. Selbst
Jazz-Musiker,
die irgendwie "rein und ehrlich" sein sollen, spielen nicht ohne dabei
das Publikum im Sinn zu haben. Ich glaube es gibt niemanden den das
Publikum
nicht auf irgendeine Art beeinflußt. Der Akt des Musizierens,
für
sich alleine spielen mal ausgenommen, basiert geradezu auf der
Beziehung
zum Publikum. Ich dachte auch immer, daß ich mich nicht nach dem
Publikum richten will usw.. Als ich es mir dann jedoch einmal
gründlichberlegt
habe, bin ich zu dem Schluß gekommen das Musik eine Art von
Kommunikation
ist. Ich glaube alle Musiker spielen um sich selbst auszudrücken.
Auch ich habe wohl deshalb als Junge mit dem Gitarrenspielen
angefangen.
Ich war in die Musik vernarrt und außerdem gab es mir ein gutes
Gefühl
vor Publikum zu spielen, gemocht zu werden und zu kommunizieren. Ich
glaube,
daß es allen Musikern, egal wer es ist, so geht. Wir alle wollen,
daß man uns und unsere Musik mag. Bis zu diesem Grad sind wir
alle
kommerziell. Indem man sich als Musiker entwickelt wird die Musik zu
etwas
sehr persönlichem und man möchte als eben diese
Musikerpersönlichkeit
akzeptiert werden. Man muß nur aufpassen, daß man sich
nicht
zu sehr beeinflussen läßt oder einem vorübergehenden
Trend
nächläuft und sich dabei selber verliert.
Gitarre und
Synthesizer
Dieses Gebiet interessiert mich, ich
warte jedoch immer noch auf ein Gerät, daß mich wirklich
glücklich
machen kann. Controller sind in den letzten Jahren wesentlich
verbessert
worden doch andererseits habe ich persönlich auch das Gefühl,
daß mein Gitarrensound in letzter Zeit endlich in die Nähe
meiner
Wunschvorstellung gekommen ist. Die Tatsache das und wie ich
elektrische
Gitarre spiele macht meinen Sound aus. Mir liegt viel daran eine
stimmliche
Qualität in meinem Spiel zu erreichen. Andererseits habe ich auch
Keyboards in meiner Band, was einen Gitarrensynthesizer beinahe
überflüssig
macht es sei denn er würde wirklich etwas anderes anbieten. Ich
erkenne
jedoch auch die Möglichkeiten die in diesem Gebiet stecken. Ich
denke
schon, daß ich mich dieser Sache noch eingehender widmen werde.
A life in Jazz
Das Leben eines Jazzmusikers......? Nun,
das ewige Herumreisen kann zur Belastung werden. Leider ist es jedoch
die
einzige Möglichkeit, wenn man sein Brot als konzertierender
Musiker
verdienen will. Man kann leider nicht das ganze Jahr in der eigenen
Stadt
spielen. Es ist zwar schön in Paris zu spielen, aber noch
schöner
wäre es wenn man die Pariser nach New York einfliegen könnte.
Das Leben aus dem Koffer ist mitunter recht schwierig. Am Anfang meiner
Karriere war das Touren eine einzige große Party und ich war
begeistert.
Mittlerweile ist es jedoch einfach nur harte Arbeit, vom eigentlichen
Spielen
natürlich abgesehen. Heutzutage gehe ich nach dem Auftritt lieber
ins Bett als in die Bar. Kaum jemand spielt Jazz des Geldes wegen. Die
meisten Jazzmusiker die ich kenneben diesen Beruf aus Notwendigkeit
aus.
Entweder wollten sie schon von klein auf Jazzmusiker sein oder sie
haben
das Gefühl daß ihnen ohne Musik etwas lebenswichtiges fehlt.
Meine Familie (Frau und Tochter) ist mir jedoch auch sehr wichtig.
Glücklicherweise
verstehen sie die Notwendigkeiten die sich aus meinem Beruf ergeben.
Guter Rat
Es ist immer schwierig jemandem einen
pauschalen guten Rat zu geben. Ich glaube am besten versucht man ein
normales
Leben zu leben und in die Musik soviel Energie wie möglich
hineinzustecken.
Menschen sind jedoch sehr verschieden. Um eine Sache auf längere
Zeit
und mit Erfolg zu betreiben muß man wohl vor allem dran bleiben
und
wissen was man eigentlich will. Dies gilt meiner Meinung nach für
jegliches Unterfangen, nicht allein Musik. Desto älter man wird,
desto
besser weiß man was man will. Mir ging es früher auch so,
daß
ich acht Millionen verschiedene Musikrichtungen und acht Millionen
verschiedene
Dinge hatte die ich lernen wollte. Es ist einfach unmöglich alles
zu machen. Der Gedanke kann einen am Anfang sehr beunruhigen.
Mittlerweile
hat sich dies jedoch auf einige Dinge reduziert die ich wirklich
können
möchte. Diese Woche möchte ich zum Beispiel nur an
chromatischen
Ideen und ihren Fingersätzen arbeiten. Der Nebel lichtet sich im
Laufe
der Jahre und ich weiß heutzutage besser was ich will. Als junger
Musiker habe ich mir stets umfangreiche Übepläne aufgestellt
und mich dann nie daran gehalten. Inzwischen habe ich gelernt
konzentrierter
zu arbeiten. Mit den Jahren lernt man vielleicht nicht nur sein
Instrument
zu spielen sondern man findet auch heraus wie man für sich am
bestenbt.
Das wichtigste beimben bleibt jedoch das Anfangen. Man muß sich
auch
daran gewöhnen nie wirklich "fertig" zu werden. Es gibt immer noch
eine Unmenge von Dingen die man nicht weiß. Auch ich habe das
Gefühl
von allem nur ein bißchen zu wissen. Es ist vielleicht auch gar
nicht
so wichtig alles 100%ig zu wissen, denn gerade die Mischung dessen was
man hier und da so gefunden (oder auch liegen gelassen) hat macht
vielleicht
das spezifisch Individuelle oder sogar den "Stil" eines Musikers aus.
Mein
Rat lautet daher, nehmt euch die Dinge einfach eins nach dem anderen
vor.
Heute mag das eine bestimmte Akkordfolge sein, morgen ein bestimmtes
Lick,
nächste Woche ein neuer Standard etc. und versucht damit ein
bißchen
Musik zu machen.
Diskografie (Stand
1991):
* besonders empfehlenswert
Unter eigenem Namen:
"Who's
Who"
79 *
(vor kurzem als CD
wiederveröffentlicht)
"Electric Outlet" 84 *
"Still
Warm"
86
"Blue Matter"
4/87
"Loud Jazz"
12/87
"Pick
Hits"
88 *
"Flat
Out"
88
"Time On My Hands" 89 *
Trio mit Swallow und Nussbaum:
"Out Like A Light" 81
"Shinola"
"Bar Talk"
"Rough House"
Quartet mit Richie Beirach:
"Live in München" (Enja)
Quartet mit Hal Galper:
"Rough House"
"Ivory Forest" (Enja)
Miles Davis
"Star People"
"Decoy" *
"You're Under Arrest"
Bennie Wallace
"Sweeping Through The City" 3/84
"The Art Of The Saxophone" 87
"Border Town" 3/88
Ray Anderson
"Blues Bred In The Bone"
Gary Thomas
"By Any Means Necessary" *
Marc Johnson (mit Bill Frisell u. Peter
Erskine)
"Bass Desires" *
Bass Desires (gleiche Besetzung, anderer
Name)
"Second Sight"
Dave Liebman Quintet
"If They Only Knew" 7/80 *
"Doin' It Again"
Gerry Mulligan & Chet Baker
"Live At Carnegie Hall" 11/74
John Scofield & John Abercrombie
"Solar"
Larry Coryell
"Tributaries"
McCoy Tyner
"Things Ain't What They Used To Be"
Martial Solal
"Four Keys"
Bill Goodwin
"Solar Energy"
George Duke / Billy Cobham
"Live In Europe" 76
Franco Ambrosetti
"Filmmusic" und andere...
Video /
Lehrmaterial (Stand 1991):
"John Scofield on Improvisation" DCI (Lehrvideo
aufgenommen 1981)
"All Strings Attached" - Polygram ("Gitarrengipfel"
mit Larry Carlton u.a.)
"Bass Desires"-Auftritt Frankfurter Jazzfestival
86 SWF
sowie zahlreiche Fernsehauftritte mit Miles
Davis in Den Haag, Berlin etc.
"John Scofield Guitar Transcriptions" (21st
Century Publications)
© 2006 Christian
Rover